Florian Eschenbach

Singlespeeder. Ein Traum erfüllt sich

 

 

2006-10-16

 

































Für viele wird der Kauf eines neuen Rades etwas ganz besonderes sein. Nicht der Kauf an sich, sondern das, was damit einhergeht. Ein neues Bike! Oftmals geht sogar ein kleiner Lebenstraum in Erfüllung und die wenigsten werden die ersten Meter auf so einem Bike vergessen.

Für jemanden, der in den letzten 14 Jahren kein Rad mehr kaufen musste, sondern immer von einem Team oder Sponsor ein Rad „bekommen“ hat, ist ein neues Rad ja eigentlich nix Neues und auch irgendwie gewöhnt man sich dran. Allerdings nur aus dem einen Grund: Man hat zu fahren was auf den Tisch kommt, basta. Was, wenn sich jetzt aber die geballte Sehnsucht nach einem perfekten, individuellen, nicht von Sponsoren-Stickern zugepflasterten Rad in einer neuen Anschaffung entlädt? Dann muss da schon etwas Besonderes her.
In meinem Fall musste ein neues Bike her. Nicht, weil ich kein altes mehr hatte, sondern einfach, weil ich ein spezielles Rad wollte: Für mich sollte es ein Singlespeed Rahmen werden. Singlespeed bedeutet, Schaltung ab und Fahren mit einem Gang. Macht riesigen Spaß, ist ein ganz anders Fahrgefühl und ob man es glaubt oder nicht, mit einer vernünftigen Übersetzung schafft man jede Strecke! Wie dem auch sein, für mich musste es also ein Singlespeed Rahmen werden. Und was passt besser zur puristischen Ausrichtung eines Singlespeeders als ein Stahlrahmen? Nichts, denn aus Alu kann man bestenfalls Bierdosen machen, aber keine schönen Fahrradrahmen. Mein ehemaliger Trainingspartner Stefan Sahm hatte im Winter bereits seine alte Liebe zum Rahmenlöten bei Robert Dorn in der Werkstatt neu belebt und sich ein überaus schmuckes Hardtail selber gebaut. Ein zweiter Rahmen unter dem neuen Label „Sahmurai“ sollte nicht lange auf sich warten. Auch Stefan fand die Idee reizvoll, einen schönen Singlespeeder mit verschiebbaren Ausfallenden zu bauen, damit man zum einen Scheibenbremse fahren kann, zum anderen aber auch noch die Kette spannen kann.

Nach einigen Monaten Bauzeit war der „Roh-Rahmen“ fertig. Jetzt musste nur noch ein passendes Design entworfen und die nötigen Anbauteile gefunden werden. Um das Design kümmerte sich der Haus- und Hofdesigner vom Team ALB-GOLD Rico Nädele. Ein letztes Wort ist zur Beschriftung zu verlieren: „Fitfucker“ ist kein neues Schimpfwort, sondern die Bezeichnung eines Singlespeeders der sein Rad nicht nur aus „Lebenseinstellung“ fährt, sondern es sportlich fortbewegt. Begründer dieses Begriffs ist Marcel Hahn, ein Singlespeeder, der die Alpen bereits in Längs- und Querrichtung überquert hat. Mit dem Singlespeeder versteht sich.

Bei den Anbauteilen musste es selbstverständlich puristisch zugehen. Keine falschen Schnörkel. Die Kurbel stammt aus dem Hause White Industries und hat Kettenblatt und Kurbelstern in einem – sehr schön! Das Ritzel ist ja so eine Sache beim Singlespeeder. Die beste Wahl meiner Meinung nach ist ein Singlestar, denn der besitzt eine breite Auflage auf dem Freilauf und kann mit passenden Distanzringen auch auf einer Standard Nabe gefahren werden. Lenker, Vorbau und Sattelstütze stammen aus dem Hause Syntace. Gebremst wird mit Maguras Marta SL in Gold, passend zum Rahmendesign.

Eine Besonderheit ist der hintere Flaschenhalter: Hier findet nicht ein klassisches „Bidon“ Platz, sondern ein Flachmann. Man weiß ja nie…

Alles in allem bringt es das Bike 9,4 Kilogramm auf die Waage. Tuningpotenzial ist aber noch ausreichend vorhanden!

Einen ersten Härtetest hat das Bike auch schon hinter sich. Bei der Singlespeed Weltmeisterschaft in Stockholm hielt es allen Widrigkeiten einer skandinavischen Strecke Stand. Dass es nicht erneut zum Titel gereicht hat, lag sicherlich nicht am Rad. Denn das funktioniert prima! Danke Stefan!