Roc D´Azur

 

2008-10-14 StS












Bilder: Armin M. Küstenbrück

Die Sonne des Südens lockte uns nach Frejus und die Freude auf das definitiv letzte Rennen der Saison 2008.

Roc D´Azur hat immer seinen Reiz, egal ob man in Topform ist oder die Saison ausklingen lässt. Die Trails rund um Frejus und der Rennkurs machen einfach so viel Spaß und zaubern einem, auch bei größten Schmerzen im Rennen, ein Lächeln ins Gesicht.

Nach einem recht verregneten Mittwoch waren doch die einen oder anderen Schlammlöcher auf der Strecke zu finden und unser Mechaniker war nicht ganz arbeitslos.
Mein Magen hatte sich beruhigt und ich freute mich auf den Marathon am Freitag. Einzig die Startzeit um 8 Uhr morgens sorgte nicht wirklich für gute Laune. Jedes Mal wenn so früh Start ist frag ich mich wie wir das beim Cape Epic hinbekommen, da ist ja schon um 7 Uhr Start.
Egal, der Wecker klingelt um halb 6 und Karl und ich frühstücken auf dem dunklen Balkon des Hotels. So früh ist in der Hotelküche eben noch niemand am arbeiten. Es gibt löslichen Kaffee und Croissants vom Vortag.

Gut eine Stunde vor dem Start rollen wir durch die noch dunklen Gassen von Saint Raphael in Richtung des Startgeländes bei Frejus. Die Beine drehen sich noch nicht recht und am liebsten würde ich mich für ein zweites echtes Frühstück in ein schönes französisches Café setzen. Nach den üblichen Routinechecks am Rad rollen wir zum Start.

Die Strecke hat es in sich: 83 km extrem raues Gelände und wer hier auf leichtes Material setzt hat schon von vorn herein verloren. Ich hab mich für Schwalbe Racing Ralph 2.25 UST und Pannenmilch entschieden mit vorne und hinten ca. 1,4 bar Druck. Das Feld ist recht hochkarätig und es verspricht spannend zu werden. Spannend beim Roc D´Azur ist immer die Startphase. Sie ist mit keinem Rennen der Welt zu vergleichen und ich kenne keinen schwereren Start wie hier. Es geht auf ca. 50 m Breite über das alte Militärflughafengelände hauptsächlich über Wiese. Das Schwierige ist, im Getümmel den Überblick zu behalten, denn schnell ist man eingebaut und dann hat man keine Chance wieder nach vorne zu kommen. Alle wissen das und alle wollen vorne fahren, dementsprechend schnell, eng und hakelig geht es zu. Nach der Wiese geht es auf die Straße, dann 180 Grad links auf Schotter am Kanal entlang und dann wird es tricky. Die Straße wird unterquert und dann geht es einspurig über eine Brücke. Das gesamte Feld reißt auseinander und die nächsten 3 Kilometer über Asphalt und durch einen Campingplatz würden jedem belgischen Frühjahrsklassiker alle Ehre machen. Kleine versprengte Gruppen hart am Wind versuchen den Anschluss zur Spitze herzustellen bevor es dann ins Gelände geht. Sobald man im Singletrail ist, wird es relativ entspannt und man fährt einfach hintereinander her.

Soweit so gut, der Startschuss fällt und los geht die wilde Hatz über die Wiese. Bis zur Brücke bin ich ganz gut durchgekommen. Jetzt heißt es noch mal Luft holen für den Campingplatz. Als Letzter der ersten Gruppe biege ich auf die Hauptstraße ein und ca. 500 Meter später geht es scharf rechts ins Gelände. Ich versuche noch weiter vor zu kommen, sprinte noch an ein paar Fahrern vorbei und komme als 10. in den ersten steilen Anstieg. Das Feld zieht sich auseinander und vorne machen Paulissen, Sauser, Lakata und Moos das Tempo. Ich komme zusammen mit Karl, Jochen und Hannes auf den Positionen 11 bis 14. Am ersten langen Anstieg sehe ich die Spitzengruppe etwa 1,5 min vor mir, aber ich muss erst einmal meinen eigenen Rhythmus finden. Bei der zweiten Verpflegung hat sich eine 4-Mann Gruppe gebildet mit Hannes, Urs Huber, Thomas Zahnd und mir. Ich fühle mich gut am Berg und kann mich etwas von der Gruppe absetzen.

In einer der langen technischen Abfahrten passiert es dann. Im Gegenlicht der Sonne übersehe ich einen Stein, rutsche mit dem Vorderrad weg und falle auf die rechte Seite. Nicht dramatisch aber beim Sturz hat sich mein rechter Schalthebel verklemmt und den Dienst quittiert. Es bleiben mir noch drei Gänge für die Weiterfahrt. Die anderen schließen wieder auf und ich versuche dran zu bleiben. Irgendwann wird es mir zu doof und ich riskiere den Totalausfall des Shifters und ziehe einfach mit roher Gewalt den Hebel nach unten. Siehe da, es bewegt sich wieder was. Das Schaltauge ist zwar verbogen aber immerhin muss ich mich jetzt nicht mehr schwindlig treten und kann vernünftige Drehzahlen fahren.

Nach einer weiteren Tempoverschärfung kann mir nur noch Hannes folgen und als wir den drittplatzierten Alban Lakata sehen platzt bei mir der Knoten. Ich lasse Hannes allein und fahre vor zu Alban. An der dritten Feedzone bekommen wir gesagt, dass der Rückstand auf Platz 2 nur ca. 1 min beträgt. Zusammen versuchen wir die Lücke zu schließen und siehe da, am nächsten Anstieg kommt uns Moos praktisch entgegen. Er ist komplett grau und zuckt nicht mal mehr als wir an ihm vorbei fahren. Es sind noch ca. 15 km bis ins Ziel und wir arbeiten ganz gut zusammen. Auf einer kurzen Laufpassage durch tiefen Sand am Strand von St. Aigulf kündigen sich bei mir Krämpfe an und ich muss ein Paar Tritte locker lassen. Es geht vor zur Küste und auf einem schmalen Strandweg über felsigen Untergrund weiter in Richtung zweiter Sandpassage. Immer wieder sind Treppen und ich muss absteigen. Alban ist direkt an meinem Hinterrad und gemeinsam fahren wir auf den Radweg, der an der Hauptstraße entlang bis nach Frejus führt. So langsam sollte ich mir überlegen, wie und wo ich am besten attackiere. Rad an Rad fahren wir in den letzten Singletrail bevor es wieder auf die letzten 1000 Meter zum Ziel geht. Alban hat einen kleinen Vorsprung und auf der holprigen Wiese ist er mit seinem Fully im Vorteil. Ich versuche mit der letzten Energie die Lücke zu schliessen aber es gelingt mir nicht. Mit 100 Meter Rückstand rolle ich als Dritter hinter Roel Paulissen und Alban Lakata über die Ziellinie.

Geschafft, die Marathon Saison 2008 geht erfolgreich zu Ende.

Am Sonntag stand noch das XC Rennen beim Roc D´Azur an und dann ist endgültig Schluss.
Der Renn-Verlauf ist schnell erzählt. Ich hatte dicke Beine vom Marathon und hab mich nach 25 km mit noch etwa 15 anderen „blinden“ Rennfahrern verfahren. Wir wurden wegen „Abkürzen“ aus dem Rennen genommen.
Fertig! Saison vorbei!