Reha nach dem Sturz von Offenburg

 

2008-06-30 StS



Halswirbelsäule (HWS). Magnetresonanz-Bild



Die Diagnose von Hansi Friedl am Tag vor dem Weltcup in Andorra war schon sehr ernüchternd und nicht einfach für mich:
„Steilstellung der Halswirbelsäule“ und damit Renn- und Trainingsverbot für zwei Wochen.

Das bedeutete natürlich auch, dass im Prinzip alle internationalen Höhepunkte der Saison für mich entfielen. Die EM im XCO als auch im Marathon und das letzte Qualifikationsrennen für Peking in Fort William.

Es war leider nicht anders möglich, denn ein Ignorieren der momentanen Lage konnte schwerwiegende Folgen in ein paar Jahren bedeuten. Im schlimmsten Fall ein Bandscheiben-Vorfall an der Halswirbelsäule und das wollte ich doch lieber vermeiden.
Nachdem 2 Wochen vorbei waren begann ich mit dem Grundlagen-Training und bemerkte nach ca. 4 Stunden Rennrad fahren ein Kribbeln in der Hand. Zuerst dachte ich das wird wohl normal sein durch die längere Trainingspause.
Nachdem ich die Situation meiner Physiotherapeutin Konstanze erzählt hatte, schlug sie die Hände überm Kopf zusammen, nahm mir sprichwörtlich das Fahrrad wieder weg und machte mich erneut zum Fußgänger.

Um sicher zu gehen, dass nicht doch ein Wirbel beschädigt ist ließ ich ein Röntgenbild der HWS machen. Nach einer weiteren Woche relativ erfolgloser Therapie entschloss ich mich noch für ein MRT der HWS um auch „weichteilmäßig“ auf der sicheren Seite zu sein. Beide Aufnahmen zeigten zum Glück schon mal keine Verletzungen und das stimmte mich doch zuversichtlich.

Allerdings warnten mich die Physios eindringlich davor zu früh mit dem Training zu beginnen um keinen Rückfall zu provozieren.

Tja, Rennfahrer sind nicht gerade geduldig, vor allem dann nicht, wenn gerade die heiße Phase der Saison mit allen wichtigen Rennen läuft. Da stand ich nun mit den beiden Aussagen. Die Bilder gaben grünes Licht aber die Physios warnten vor den Folgen. Was jetzt? Es war eine extrem unbefriedigende Zeit und schließlich mir wurde es zu bunt.

Ich entschloss mich zur Therapie zu Hansi Friedl nach Edling zu fahren und solange dort zu bleiben bis er mir wieder erlaubte zu trainieren. Er hat mich ja schließlich aus dem Verkehr gezogen.

Ich sagte kurzfristig alle Termine ab und fuhr am letzten Dienstag früh nach Bayern. Dort angekommen nahm mich im Therapiezentrum Sportlehrer Georg in Empfang und wir begannen mit lockerem Muskelaufbau-Training für den gesamten Schultergürtel und die Rumpfmuskulatur.

Abends war der erste Termin bei Hansi, sozusagen das Ermitteln des „Ist-Zustandes“ mit sofortiger Behandlung. Er warnte mich gleich und meinte er würde jetzt ziemlich grob mit mir umgehen und es würde schon weh tun. Ich lag dann ca. 45 min auf der Bank und hatte Schmerzen wie noch nie in meinem Leben zuvor. Hansi löste Muskelfaszien mit dem Ellenbogen (ein Gefühl wie wenn man Stoff zerreißt), massierte Muskelansätze dort wo ich vorher nicht einmal Muskeln vermutet hätte und löste mein Zwerchfell. Danach war ich fix und fertig und mein Schmerzempfinden um ein paar Erfahrungen reicher.

Das war der schlimmste Tag. Die weiteren Tage sahen im Prinzip alle ähnlich aus. Zweimal am Tag Kranken-Gymnastik mit Georg, Gerätetraining und mindestens zweimal Therapie bei Hansi. Ich durfte sogar wieder aufs Rad, was meinem Gemütsleben sehr gut tat. Am Anfang nur locker rollen bis hin zu richtigen Grundlagen-Einheiten von 4,5 Stunden Dauer. Immer wieder unter Kontrolle von Hansi, der meine HWS nach Veränderungen absuchte. Nach 4 Tagen wurde ich als geheilt „entlassen“.

Nun beginnt für mich der Wiederaufbau in Richtung Trans Alp und Herbst.